Autor: Philip Locher
Trotz Leistungssteigerung in Spielmitte muss man sich am Schluss klar geschlagen geben
Am Samstag reiste Lunkhofen in eine der grossen Volleyballhauptstädte der Schweiz. Näfels, für nicht Volleyball-Begeisterte ein wohl eher unbekanntes Dorf. In der Domäne Männervolleyball müssen sich die Glarner aber keineswegs verstecken. 9-facher Schweizermeister, 8-maliger Cupsieger. Natürlich spielt Lunkhofen lediglich gegen die zweite Herrenmannschaft. Trotzdem ist man auf der Seite des Gästeteams gewarnt. Vereine mit NLA-Vertretung locken viele Jungtalente an, welche dann in der 2. Mannschaft Spielpraxis erhalten. So sind auch auf der Mannschaftsliste viele Spieler unter 20 Jahre alt. Mit Polak Dalibor wird das Team zusätzlich mit einem erfahrenen Ex-NLA-Angreifer ergänzt. Doch erwartet man jetzt ein Spiel in einer modernen, grossen Turnhalle, dann wird man bitter enttäuscht. Eingeteilt sind wir in der Klosterturnhalle. Von aussen anmutig wie eine leerstehende Lagerhalle, wird man beim Betreten wohlig von einer Duftnote à la Brockenstube und Omas Kleiderschrank empfangen. Schnell in die Garderobe und mit Tigerbalsam übertönen.
Auf Seiten der Gäste kommt erneut ein, leider inzwischen gewohnt, stark reduzierter Kader zum Einsatz. Spielertrainer Herger fehlt aus geschäftlichen Gründen (lassen wir dies mal so stehen…). Die Verletztenliste immer noch lang. Felix (Schulter), Kunz (Knöchel) und Staufer (Knie). Als dann beim Einspielen mit Manu Kaufmann noch die letzte nominelle Mitte über Knieschmerzen klagt, ist Coach Flück gezwungen, kurzfristig die Startaufstellung umzustellen. Aussenangreifer With und Diagonal Marco Kaufmann müssen als Mitte agieren. Aber auch Manu Kaufmann wird noch lernen, dass Volleyball und Knieschmerzen Hand in Hand gehen. Als Ü30 ist man eher besorgt, wenn mal nichts schmerzt.
Trotz neuer Aufstellung starten die Gäste auf Augenhöhe ins Spiel. Keiner Mannschaft gelingt es, sich entscheidend vom Gegner abzusetzen. Beiden Mannschaften gelingt es jeweils aus der Annahme zu punkten. Gegen Satzende wird dann der routinierte Polak immer häufiger vom Näfelser Passeur angespielt wird. Durch seine extreme Schlaghöhe und Power durchbricht dieser konsequent die Lunkhofer Verteidigung. 2-3 nicht direkt verwertete Angriffe von den Gästen reichen am Schluss, dass Näfels den ersten Satz verbuchen kann. Beim Seitenwechsel spielt sich dann der Unparteiische Dorah gross auf. Pfeifft die Mannschaften nochmals zurück. Wie früher in der Zugschule müssen wir uns nochmals hinter der Grundlinie aufstellen. Schön, wenn auch man auch nach 16 Jahren Volleyball wieder etwas neues lernen kann.
Lunkhofen dank Steigerung im Service zurück im Spiel
Sehr viel hat man auf Lunkhofer Seite nicht falsch gemacht. Dies attestiert auch Coach Flück in der Satzpause. Lediglich die Serviceleistung entsprach bis anhin nicht den eigenen Ansprüchen. Die Gäste zeigen dann auch gleich zu Beginn des zweiten Durchganges ein anderes Gesicht. Präzise Annahmen ermöglichen es Passeur Bucher immer wieder erfolgreich die beiden Mitteangreifer anzuspielen. Beim Heimteam hingegen ist diese Position im Angriffsspiel obsolet. Dank den sehr schnell gespielten Bällen über Aussen, welche die Arbeit des gegnerischen Blocks erschweren und den starken Aussenangreifer, kann sich Näfels ein solch variantenarmes Spiel leisten. Diesmal sind es aber die Gäste, die durch den ganzen Satz die konstantere Leistung zeigen und sich vom Gegner absetzen können. Als dann Marco Kaufmann sogar mit der Faust punktet, ist Lunki sicher, dieser Satz gehört uns. Daran ändern auch die 2 Timeouts und der Spielerwechsel von Näfels nichts mehr. Lunkhofen kann gleichziehen. Endlich Seitenwechsel, dachte sich wohl Oberst im Generalstab Dorah. Erneut pfeifft er beide Mannschaften zurück. Nach erfolgreichem Salutieren dürfen wir zum Seitenwechsel abtreten.
Der Erfolg aus Satz 2 beflügelt. Der erste Punkt geht zwar etwas umstritten an Näfels, doch das Nachfragen bescherte unserem Captain die wohl schnellste Karte in der Geschichte des Volleyballs. Brigadier Dorah zeigt hier, wer das Kommando hat. Wäre jeder Schiri so kleinlich, würde kein Fussballspiel die 10. Minute überstehen aus Mangel an Spielern. Lunki lässt sich dadurch aber nicht beirren. liegt schnell 2:6 vorne. Das Heimteam findet danach wieder mit starken Angriffen über Aussen besser ins Spiel. Lunkhofen kann den Vorsprung mit guten Aktionen bis zum Stand von 24:21 verwalten. Eine gelungene Aktion fehlt um mindestens einen Punkt aus Näfels zu entführen. Doch totgeglaubte leben länger. Ausgerechnet jetzt spielt das Heimteam gross auf. Kompromisslose Angriffe und starke Services. Lunkhofen kann beide Chancen bei eigener Annahme nicht nutzen zum Satzgewinn. Näfels auf der Gegenseite läuft durch und holt sich den 3. Durchgang noch 26:24. Hängende Köpfe auf der einen Seite, Begeisterung auf der Anderen. Lunkhofen kassiert noch eine Verwarnung beim Seitenwechsel, anscheinend waren wir nicht schön in Reih und Glied. Korpskommandant Dorah liess aber Gnade vor Recht walten.
Näfels top, Lunkhofen flop
Jetzt muss man die kurzen 3 Minuten der Satzpause nutzen, um die verpassten Chancen zu verdrängen. Eigentlich starten die Gäste nicht mal schlecht in den 4. Satz. Eigentlich. Wäre da nicht das Heimteam, welches sich regelrecht in einen Spielrausch spielt. Näfels gelingt immer mehr. Einhändig verteidigte Bälle finden den Weg direkt zum Passeur, rückwärts gespielte Manschetten nahe der Hallenwand werden zum perfekt gespielten Pass. Näfels punktet 8 Mal in Serie. Für Lunkhofen ein Satz zum vergessen. Die letzten Punkte musste man noch über sich ergehen lassen, bis man sich in die Garderobe zurückziehen durfte. Im Volleyball gilt ein Satz mit 25:20 bereits als deutlich gewonnen. Für ein 25:12 bedarf es keine weiteren Erklärungen.
Mit dieser Niederlage rutscht Lunkhofen ab auf Rang 7. Ein Lichtblick bleibt. Herger ist ab nächster Woche zurück. Kunz und Staufer sollten in absehbarer Zeit wieder zum Kader stossen. Bei Manu Kaufmann hoffen wir auf keine gravierende Verletzung. Felix wird mindestens noch bis zur Rückrunde fehlen. Anmerken müssen wir noch, dass wir keinesfalls wegen der Schirileistung verloren haben, auch wenn dieser, möglicherweise, negativ im Bericht erwähnt wird. Die Entscheide waren konsequent, praktisch immer richtig und Näfels der verdiente Sieger. Wir zweifeln lediglich an der Art und Weise.
Nächstes Wochenende steht eine Doppelrunde an. Am Samstag empfängt man in Lunkhofen den Tabellenführer aus Winterthur um 17:00 Uhr in Oberlunkhofen. Am Sonntag um 18:00 müssen die Kellerämter auswärts in Jona ran.
Wir freuen uns auf eine lautstarke Unterstützung. Hopp LUNKI!!
Telegram:
Volley Näfels – TV Lunkhofen 3:1
Klosterturnhalle – 20 Zuschauer. – SR: Dorah, Bolli. – Satzresultate: 25:21, 21:25, 26:24, 25:12
Lunkhofen: Bucher (C), Flück (L), Vukcevic, Locher, Wiehl, Manu Kaufmann, Flo Kaufmann, Marco Kaufmann, With, Coach: Flück
Näfels: Pfister (C), Frank (L), Müller, Schneider, Müller, Brunner, Süess, Hauser, Aebi, Polak, Riedi, Coach: Bhaggan
Bemerkungen: Satz 3: Gelbe Karte Lunkhofen (Bucher), Lunkhofen ohne Herger, Kunz, Felix, Staufer
Herrlich…
Wohl wahr! Diesen jungen Burschten musste ich ein wenig die Leviten lesen. Ruh und Ordnung muss schliesslich sein auf dem Volleyballfeld. Gut dass niemand merkte, dass ich die Karte nur gegeben habe weil ich den Namen “Charlie” hörte und in einem Reflex mein Sturmgewehr aus der Tasche ziehen wollte. Anno 1315 bei Morgarten trug der wehrhafte Soldat drum seine Waffe immer ganz nahe bei sich. Aber genug der Historikstunde.
Wegtreten!