Es ist ein seltenes Ereignis im Glarus. Deswegen ist es umso verständlicher, wie gross die Nervosität vor dem grossen Tag im kleinen, ostschweizer Kanton war. Denn es passiert nur einmal im Jahr (ähnlich wie Weihnachten oder das Tobi sein Matchshirt in der Mikrowelle trocknen muss), dass das H1 des TVL nach Näfels reist. Und am Samstag war es wieder so weit. Für die jungen Spieler, die neu im Kader von Volley Näfels sind, ist das natürlich eines der prägendsten Erlebnisse in ihrer bisherigen Karriere. Aber auch der Rest der Glarner war aufgeregt und so hatten diese bereits riesige Tribünen, Matchbeizen, Werbeplakate und vieles weitere aufgestellt, als wir in die Halle kamen.
Ein peinlicher Fehler ist ihnen aber unterlaufen. Auf der Anzeigetafel stand „Näfels vs Lausanne“. Aber grossmütig, wie wir sind, sahen wir über diesen Fauxpas hinweg. Immerhin stimmte der Anfangsbuchstabe.
Als sich dann die Zuschauerränge mit (nur 10) euphorischen Zuschauern gefüllte hatten, ging die Feier los. Wir zeigten den Ostschweizern, wie famoses Volleyball und gute Stimmung aussehen. Sichtlich beeindruckt schaute Näfels uns zu.
In unserer Show gaben wir verschiedenste Tricks zum Besten:
- Wir performten einen unbemerkten Aufstellungsfehler. Also die Gegner dachten schon, sie hätten etwas bemerkt, das nicht stimmt. Allerdings konnten die Schiedsrichter sich nicht vorstellen, dass uns so etwas passieren könnte und es wurde deshalb nichts geahndet.
- Slice demonstrierte gekonnt, wie es aussieht, wenn ein Haupti keine Lust hat zu blocken.
- Marco, Rin und Kay präsentierten im Übermass etwas, dass sonst eine Rarität ist: erfolgreiche Angriffe.
- Rian sang Fangesänge und gewann jedes Sprintduell in den Timeouts gegen Nico.
- Marco blockte 4 verschiedene Junioren.
- Natürlich war auch Jan Lenny eine Riesenattraktion wegen seinen noch riesigeren Muskeln.
- Tobi zauberte seine Flasche weg (Er rollte sie noch vor dem Einwärmen unter die Tribüne.).
- Nico führte ein Meisterwerk vor: Er hat nichts in Näfels vergessen!
Domi beteiligte sich nicht an unserer Aufführung. Er wollte keinen seiner berühmten Gesichtspässe spielen. Er machte das, was brutal langweilig ist: Er spielte solide und clever. BUUUUUUUUH!!! Dafür haben die Zuschauer nicht bezahlt. Wir rechnen fest damit, dass er eine Ordnungsbusse erhalten wird. Aber er war nicht der Einzige, der unauffällig blieb. Denn auch Jui und Hayday wollten augenscheinlich nichts zum Spiel beitragen. Ihre Weigerung war so überzeugend, dass sogar das Gerücht entstand, sie wären gar nicht in Näfels dabei gewesen.
Nun noch zum spielerischen Geschehen. Wir sicherten uns 75 Punkte in den drei Sätzen. Das Spiel ging 3:0 aus und wir fuhren zufrieden zurück nach Hause.
Was? Du denkst, dass das noch nicht alles war?
Ja okay, du hast Recht.
Nach dem Spiel wurden wir vom Schiedsrichter informiert, dass wir verloren haben. Unglaublich! Anscheinend reicht es nicht, 75 Punkte in 3 Sätzen zu machen, um zu gewinnen. Ja das hätte man uns auch früher sagen können. Dann hätten wir anders gespielt.
Es war nämlich so:
Wir waren 22:16 vorne im ersten Satz. Wir entschieden uns dann dafür, nicht mehr weiterzuspielen. Wir kamen trotzdem zu 5 Satzbällen, doch wie sich in der Vergangenheit schon gezeigt hat, können wir das mit diesen Satzbällen gar nicht so gut. Deswegen holten sich die Näfelser den ersten Satz mit 26:24.
Apropos nicht gut sein im Satzball verwerten: Im zweiten Satz toppten wir unser Ergebnis aus dem ersten Satz. Denn wir holten 6 Satzbälle und verloren trotzdem mit 33:35. Schade eigentlich. Aber wir sind enorm gut in Selbstmotivation. Wir sagten uns: „Easy! Kein Ding. 75 Punkte braucht man um einen Dreisätzer zu gewinnen. Wir holen noch 18 Punkte und dann haben wir gewonnen!“. Wir legten also direkt zu Satzbeginn eine Punkteserie hin. Unterbrochen wurde sie durch einen Pass in die Ecke auf Position 1, den Rin völlig verschätze und reinfallen liess. Näfels war zu einem Timeout gezwungen (Stand 6:1 für Lunki) und Marc resümierte: “Es ist gut Jungs! Von ihnen kommt nichts. Der einzige Punkt war ein Pass in die Ecke und das sagt eine Menge aus!“. Das kann man als Angriff auf Näfels spielerische Leistung oder auf unseren 6er auslegen, jeder so wie er will. Trotzdem holten wir uns im dritten Satz diese 18 Punkte und der Satz ging 18:25 aus. Wir freuten uns.
Aber dann erklärten uns die Schiris, dass wir gar nicht gewonnen haben. Unsere ungläubigen Proteste wurden mit einer gestammelten Erklärung über irgendein Reglement abgetan. So ein Mist. Vermutlich wird unsere Teamkasse nun durch den Kauf von Zugbilleten nach Lausanne belastet, damit wir beim internationalen Sportgerichtshof vorsprechen können. Wir plädieren auf Sieg. Die Sachlage ist eine irreführende Formulierung im Reglement!
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