Autor: Philip Locher

Lunkhofen lässt sich vom gewöhnungsbedürftigen System der Thurgauer nicht beirren und holt sich den 4. Sieg in Serie.

Die Vorrunde neigt sich dem Ende zu. Nur noch zwei Partien bleiben zu spielen, ergo noch zwei neue Gegner stehen an. Einer davon ist Pallavolo Kreuzlingen und grüsst momentan von Rang 2. In Kreuzlingen, sonst nur den Einkaufstouristen bekannt wegen dem Grenzübergang nach Konstanz, wird also auch Volleyball gespielt. Gemäss Tabelle sogar erfolgreich. Die Ostschweizer mussten jedoch noch nicht gegen den Ligadominator Winterthur ran. Geht man davon aus, dass Winterthur auch dieses Spiel gewinnt und Lunkhofen seinerseits im letzten Spiel gegen das Schlusslicht Volero zu Punkten kommt, so könnte man hier von einem vorzeitigen Kampf um Platz 2 sprechen. Klingt verlockend, doch solche Rechenspiele sind nach wie vor trügerisch in der Gruppe D. Zwischen Rang 2 (Playoffs) und Rang 9 (direkter Abstieg) liegen lediglich mickrige 6 Punkte. So gilt es den Ball flach zu halten und mit voller Konzentration auf nächste Aufgabe zu zugehen. Apropos flach, in dieser Position liegen nach wie vor die 3 Mittelangreifer (Felix, Kunz, Manu Kaufmann). Zusätzlich fehlt noch unser Spieler im Teilzeitpensum Vukcevic. Diesmal ferienbedingt.

Kreuzlingen hatte vergangene Woche ein wenig für Aufsehen gesorgt. Auf Youtube (https://www.youtube.com/watch?v=lrUrfTNsed8) kann man einigen Punkten vom letzten Spiel gegen Volley Näfels II beiwohnen, in dem ein „revolutionäres“ System (ihr Titel, nicht meiner) gespielt wurde. Der Libero (Ex NLA-Passeur Marco Bär) spielt als Passeur. Somit verfügt man immer über 3 Netzangreifer. Die Schwierigkeit dabei ist, dass ein Libero nicht in der 3m-Zone zuspielen darf. Somit muss der Libero so gut es geht hinter der Linie zuspielen oder zumindest in die 3m-Zone springen. Klingt umständlich. Eines vorneweg: War es auch.

Auch auf Facebook wurden die Zuschauer eingeladen, der Revolution live vor Ort beizuwohnen. Coach Herger trichtert der Mannschaft vor dem Spiel nochmals ein, man solle sich auf die eigenen Stärken fokussieren und sich nicht von diesen Spielchen ablenken lassen. Na dann, auf zur Bastille. Nach einem fürstlichen Lunch in Kemptthal (fürstlich wegen dem Preis, nicht der Qualität) ziehen wir gestärkt in die Schlacht.

Bereits zu Satzbeginn ist klar, kein Kreuzlinger Angriff wird wohl jemals Line geschlagen (war auch beim Einsmashen ein Problem). Die Pässe kommen für die Angreifer nicht nur aus dem Rücken, sondern werden auch noch sehr schnell und flach gespielt. Für unsere Mitteblocker kein einfaches Unterfangen. Jedoch bekunden die Angreifer selber mehr Mühe. Praktisch jeder Schlag ein Misshit, der nur noch zu uns ins Feld geschoben wird. Eigentlich müssten wir bereits früh deutlich führen. Doch drei Servicefehler und 3 Mal völlig unnötige Netzberührung im Block halten das Heimteam im Spiel. In der Folge können die Feldherren aus dem Aargau langsam die Eigenfehler reduzieren und so den Aufstand des Thurgauer Fussvolkes erschlagen. Bereits im 1. Satz, noch bevor die Zuschauer vollständig eingetreffen, stellt Kreuzlingen auf ein traditionelles System um und der Libero agiert wieder als Libero. Die angekündigte Revolution entpuppt sich als laues Lüftchen. Wir mussten noch nicht mal die Guillotine auspacken. Louis XVI wäre stolz auf uns. Den erspielten Vorsprung lässt sich Lunkhofen auch nach der Systemumstellung nicht mehr nehmen und kann den ersten Satz ins Trockene bringen.

Auf der Seite der Gäste ist man jedoch noch nicht zu euphorisch. Die eigene Leistung war bei Weitem nicht fehlerfrei und mit einem vernünftigen System werden auch die Thurgauer besser ins Spiel finden. Immerhin, ihr bester Passeur muss nun als Libero agieren. Dumm gelaufen. Lunkhofen startet konzentriert und entschlossen in den 2. Satz. Vor allem in der Ballannahme zeigen die Gäste keine Blösse. Passeur Bucher kann fast jederzeit die Mitten ins Angriffsspiel einbinden. Diese zeigen sich in hervorragender Form und Punkten fast nach Belieben. Beim Stand von 21:17 scheint auch der zweite Satz schon entschieden.

Lunkhofen schwächelt zwei Mal gegen Satzende

Doch es kommt zum Bruch. 2 Punkte in Serie von Kreuzlingen reichen, um Lunkhofen aus der Ruhe zu bringen. Plötzlich fehlt es auf jeder Position an der Präzision. Ein Doppelwechsel bei 21:21 bringt wieder 3 Angreifer ans Netz. Doch auch diese Umstellung fruchtet nicht. Im Gegenteil, das Heimteam punktet in der Schlussphase 8 Mal. Lunkhofen 2 Mal. Völlig ungenügend. Abhacken und vergessen.

Satz 3 ist lange ziemlich ausgeglichen. Lunkhofen hat über längere Strecken etwas die Oberhand, kann sich aber nie richtig absetzen. Bei 16:16 ist das Spiel gar wieder völlig ausgeglichen. Will man Kreuzlingen in der Tabelle überholen, darf der Gegner keinen Satz mehr gewinnen. In dieser wichtigen Phase ist es vor allem Hauptangreifer With zu danken, der den Gegner am Netz nach Belieben dominiert. Diesmal erwischen wir den besseren Schluss und holen somit sicher einen Punkt.

Zum Schluss wird es nochmals richtig spannend

In Satz 4 ist vorerst beim Heimteam die Luft draussen. Bei 0:4 der erste Wechsel, ein erstes Timeout bei 5:10. Doch erneut fehlt bei Lunkhofen der letzte Biss, den Vorsprung mit aller Kraft über die volle Zeit zu verteidigen. Wieder schleichen sich kleine Fehler ins Spiel ein. Der Aufbau wird unpräziser, bei den Zuspielen wird nicht die ganze Netzbreite genutzt und im Angriff fehlt die letzte Entschlossenheit. Kreuzlingen kommt den Gästen immer näher und kann bei 24:24 tatsächlich wieder ausgleichen. Auf Matchball Lunkhofen folgt Satzball Kreuzlingen. Doch diesmal behalten die Kellerämter die Nerven und können die 3 Punkte in Extremis retten. 31:29 lautet das Schlussresultat. Fazit: Eine gute und kämpferische Teamleistung mit positiver Stimmung trotz einigen Hängern. Dank Schützenhilfe aus Wetzikon (Welche übrigens nach 15 Punkten Differenz und einer 1:3-Niederlage trotzdem finden, wir wären locker schlagbar gewesen. Ich habe wohl ein anderes Spiel gesehen), stehen wir nun auf Rang 2. Am nächsten Samstag steht das letzte Spiel der Rückrunde gegen das Schlusslicht Volero Zürich an. Mit einem weiteren Sieg wollen wir unsere Position festigen und von Rang 2 in die Rückrunde starten. Es bleibt nach wie vor eng in der Gruppe D. Eine Niederlage am Samstag kann uns gar auf Rang 5 zurück werfen.

Telegram:

Pallavolo Kreuzlingen – TV Lunkhofen 1:3

Remisberg – 50 Zuschauer. – SR: Simon, Suter.

Satzresultate: 21:25, 25:23, 21:25, 29:31

Lunkhofen: Bucher (C), Flück (L), Locher, Wiehl, Staufer, Flo Kaufmann, Marco Kaufmann, Herger, With,   Coach: Herger

Kreuzlingen: A. Bär (C), M. Bär (L), R. Krattiger, P. Krattiger, Riedler, Feuerle, Cerny, Böhni, Stevko, Zeglen,   Coach: Cerny

Bemerkungen: Lunkhofen ohne Kunz, Felix, Manu Kaufmann, Vukcevic